Impuls der Kolpingsfamilie zum 1. Advent 2022: Am Rande der Gesellschaft

Foto: CH

Heute Morgen im Radio habe ich von „Menschen am Rande der Gesellschaft“ gehört. Das hat mich aufhorchen lassen. Wer definiert eigentlich, wer wo steht, dachte ich. Das sind doch meist diejenigen, die gut dastehen. Weshalb reden wir von Menschen, „die abgestürzt sind“? Weshalb sagen wir „der/die verfehlt das Leben“? Weshalb bewerten wir? Einordnen in Kategorien beschreibt weniger die Situation eines Menschen als dass sie ihn oder sie abstempelt und in eine Schublade steckt. Es könnte doch eine Möglichkeit sein, in diesem Advent achtsam mit unserer Sprache und mit unseren Zuordnungen umzugehen. Vielleicht könnten wir ja einfach die Situation eines Menschen beschreiben. Vielleicht könnten wir einfach vom Menschen und seiner Situation sprechen und sie/ihn so in die Gemeinschaft stellen.

„Gott unterweise uns in seinen Wegen“ sagt uns heute der Prophet Jesaja zu (Jes 2,3). Das ist der Weg des Advent: Das Reden vom Menschen und das Reden von Gott einzuüben, denn Gott ist Mensch geworden. Und auf dieses Fest der Menschwerdung bewegen wir uns Schritt für Schritt zu.

Und vielleicht kann es eine kleine Selbstmeditation sein, sich zu überlegen, was ich mir wünsche, wie andere über mich reden und was sie von mir erzählen.

Eine gesegnete Adventszeit.

Text: Dr. Claudia Hofrichter