Impuls der Kolpingsfamilie zum 2. Oktober 2022: KIM und TONI zu Erntedank

Bild: Conny Nagel

Ein Gespräch zwischen Kim und Toni zu Erntedank.

KIM
Hast du bei Claudia auf's Smartphone geschaut? Heute posten viele in Whatsapp Fotos von ihren Erntedankgaben für den Gottesdienst.

TONI
Mit viel Ausdauer und dem Sinn für Schönes wurde gestaltet. Es mutete mich ein wenig seltsam an. Kein Unterschied zu den vorangehenden Jahren. Nirgendwo sah ich ausgetrocknete Erde oder zu niedrig gewachsenen Mais. Nirgendwo sah ich etwas von der Not, die wir mit dem Hitzesommer hatten. Nirgendwo ein Eindruck vom Regenmangel. Eine bisschen heile Welt-Szenario – so empfinde ich es. Ist alles vergessen, womit wir uns schwer taten.

KIM
Natürlich kann man sagen, dass es ja Erntedank heißt und nicht Ernteklage. Ich spüre, wie sehr ich Gott in diesem Jahr auch klagen möchte – die große Not vieler Menschen, die in diesem Jahr nicht vom Getreide aus der Ukraine sich ernähren konnten.

TONI
Ich möchte die Not all derer klagen, die nur noch wenig anbauen konnten, weil sie die finanziellen Ressourcen nicht hatten.

KIM
Und ich möchte die Not derer klagen, die die Früchte der Erde verarbeiten, um sie dann in die Regale der Supermärkte zu bringen für uns Verbraucher. Ihre Not, die sie an uns alle weitergeben, sind die hohen Energiepreise.

TONI
Und wenn dann noch eine Nachricht wie diese dazu kommt: „ Bei einem kalten Winter droht Deutschland eine beispiellose Wirtschaftskrise“, dann wird einem wirklich schwummerig.

KIM
Es ist ein Erntedankfest mit sorgenvollem Herzen. Da möchte ich dann gerne auf Wolke Sieben sitzen wie das Mädl, das im Schülergottesdienst in dieser Woche zu Conny meinte: „Das wäre toll, wenn ich auf einer weichen Wolke sitzen und die Sonnenstrahlen genießen könnte.“ Wie weise.

TONI
Dieser Gedanke könnte uns doch ein wenig herauslocken aus unserer sorgenvollen Stimmung.

KIM
Meinst du?

TONI
Ja, Kim. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir Bilder von all den guten und schönen Dingen in unser Herz aufnehmen. Sie schenken uns Kraft. Schöne Bilder müssen nicht blind machen oder den Blick vernebeln. Sie können uns, weil sie Kontrastbilder zur Realität sind, auch in die richtige Richtung schupsen - dahin, was wir auch sehen sollten.

KIM
Da hast du natürlich schon Recht.
Ich merke schon, dass das bei mir ganz gut funktioniert.
Auf der weichen Wolke sitzen und die Sonnenstrahlen genießen – ja, die Kleine hat es schon auf den Punkt gebracht.

TONI
Ich glaube, es geht immer um die Balance zwischen sorgenvollem Gesicht und Leichtigkeit des Herzens. Unsere Kolpinggeschwister können das doch ganz gut. Die kümmern sich, wenn es wichtig und nötig ist, und dann können sie wieder entspannt sein und sich den leichten Dingen des Lebens widmen.

KIM
Ja, sie zeigen immer wieder, dass Gelassenheit und Gottvertrauen zum tatkräftigem Handeln dazugehören.

TONI
Ich möchte allen heute gerne den Psalm 121 mitgeben in diesen Sonntag und die neue Woche.

Ich erhebe meine Augen zu den Bergen:
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde erschaffen hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken;
dein Hüter schlummert nicht ein.
Siehe, er schlummert nicht ein und schläft nicht,
der Hüter Israels.
Der HERR ist dein Hüter,
der HERR gibt dir Schatten zu deiner Rechten.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden
noch der Mond in der Nacht.
Der HERR behütet dich vor allem Bösen,
er behütet dein Leben.
Der HERR behütet dein Gehen und dein Kommen
von nun an bis in Ewigkeit.

KIM
Und dann laden wir jetzt noch alle ein, am 3. Oktober nach Rottenburg zu kommen. Wir beide sind um 12 Uhr mit OB Neher im Schänzle zu treffen. Da ist 50 Jahre Große Kreisstadt Rottenburg.
Und am Donnerstag, 6.10. gehen wir zum gesellschaftspolitischen Themenabend: „Das haben wir uns doch verdient“. Das wird spannend.

Text: Dr. Claudia Hofrichter