Bericht: Ökumenische Themenreihe Teil 1 - Andacht: Worauf dürfen wir hoffen?

"Meine Zeit steht in deinen Händen" ist eine dreiteilige ökumenische Reihe der KF Ergenzingen, der evang. Verbundkirchengemeinden im Stäble und im Oberen Gäu und der kath. Seelsorgeeinheit Oberes Gäu. Thematisch geht es um die Grenzen und die Endlichkeit des Lebens. Im ersten Teil unter dem Thema "Worauf dürfen wir hoffen" feierten wir eine Andacht. Am 25.2. sprechen Kim und Toni am Marktplatz um 16:30 Uhr mit der Bestatterin Romy Beiter über ihre Arbeit, Menschen beizustehen. Und am 14.3. um 19:30 Uhr (Christuskirche Ergenzingen) sind wir in Kontakt mit dem Notfallseelsorger Andreas Kopp.

Foto: Kolpingsfamilie Ergenzingen: Leitungsteam der Kolpingsfamilie mit Frau Haase von Paluna

„Was dürfen wir hoffen?“ - wer stellt sich nicht immer wieder diese Frage, wenn die Grenzen des Lebens einem auf den Leib rücken oder Sorgen einem zu erdrücken drohen.

Bewegende Erfahrungen aus der Begleitung Sterbender teilte Gertraud Becking, ehrenamtlich engagiert in der Hospizarbeit, mit uns: "Ich sitze bei einer Frau, die auf dem Weg ist sich von dieser Welt zu verabschieden. Es wird ihre letzte Nacht sein, ich wusste es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ahnte es aber. Am Abend vorher hatte ich sie auch besucht, da redete sie viel, erwähnte immer wieder Namen, ihr ging vieles durch den Kopf. Und nun am zweiten Abend eine ganz tiefe Ruhe…ja….bei uns beiden. Mal drückte sie mir die Hand, mal berührten wir uns nur ganz leicht, mal saß ich nur so neben ihr."
Gertraud erzählte davon, wie sie den Himmel manchmal offen sieht, wie sie in der Begleitung selbst Gott erfährt und was Menschen am Ende ihres Lebens erfahren: "Für mich ist das Ziel und Sinn meines Lebens - und wir können auf Gottes Zusage vertrauen, dass er bedingungslos zu uns steht und uns begleitet. An jenem Abend im Zimmer einer Sterbenden habe ich so eine tiefe Ruhe und Gottesnähe gespürt, die man nur fühlen und nicht beschreiben kann."

Pfarrerin Annette Säuberlich erzählte von einem Besuch im Pflegeheim. Die Familie war versammelt. Sie hatten sich gewünscht, miteinander Abendmahl zu feiern und das Leben in Gottes Hände zu legen. "Es isch, wie es isch; es kommt, wie es kommt" - das war die innere Haltung der Frau, die ahnte, dass das Ende ihres Lebens ganz nahe ist. Sie wusste, dass es darum ging enzuwilligen in das Unvermeidbare. Und sie wollte es durch die Feier des Abendmahles bekräftigen, dass die einwilligt in den Gang ihres Lebens. Sie spürte eine tiefe Ruhe nach dieser Feier und konnte in Frieden mit sich, ihrer Famiilie und der Welt einschlafen.

Von Marylin und Yrvin Yalom erzählte Claudia Hofrichter, Geistliche Leiterin der Kolpingsfamilie. 65 Jahre sind beide verheiratet als eine schwere Krebserkrankung die Lebenszeit von Marylin auf wenige Monate begrenzt. Das Paar beschließt, zusamen ein Buch mit dem Titel "Unzertrennlich" zu schreiben. Sie fragen; Was ist mit dem, der alleine zurückbleibt? Wie können wir uns gegenseitig stützen und unsere verbleibenden Tage, Monate genießen? Wie kämpfen wir gegen die Verzweiflung? Wie schaffen wir es, bis zum Ende ein bedeutsames Leben zu führen? Sie suchen Antworten. Und dann nach Marylins Tod beschreibt Irvin, was ihn zutiefst berührt und wie er ohne Marylin zu leben lernt.

Frau Susanne Haase war von PaLuna gekommen. Paluna heißt Pädiatrisch-palliative Lebensbegleitung und Netzwerkarbeit. für Kinder und Jugendliche. Aus dem Flyer: "Gemeinsam mit den Familien und in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Diensten erstellt PaLuna einen Krisenplan und bespricht mögliche Therapien, mit dem Ziel ▪ die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten ▪ Symptome zu lindern ▪ Krisen vorzubeugen ▪ den Wunschaufenthaltsort zu ermöglichen. Die Selbstbestimmung zu erhalten und einen weiteren würdevollen Lebensweg zu ermöglichen, stehen im Vordergrund. In der Überzeugung, dass es zwischen Körper, Geist und Seele ein Wechselspiel gibt, verfolgt PaLUna wir einen ganzheitlichen Ansatz. Das Team besteht aus unterschiedlichen Berufsgruppen. Palliativmedizinisch spezialisierte Kinderärzte/innen und Palliative Care Kinderkrankenpfleger/innen, sowie Mitarbeiter/innen aus den Bereichen Psychosozialer Dienst und Seelsorge arbeiten Hand in Hand." Fraau Haase erzählte uns beeindruckende und berührende Erfahrungen aus der Begleitung von Kindern und ihren Familien.

PaLuna erhielt von der Kolpingsfamilie eine Spende von 1100 € - unser Erlös aus dem Crepes-Weihnachtsmarktstand, an dem viele Hände ein Wochenende lang sich engagierten und unsere fairen Crepes anboten, die reißenden Absatz fanden. Danke allen Engagierten und allen, die zu diesem Spendenniveau beigetragen haben durch ihren Stopp an unserem Stand.

Bibeltexte vertieften und deuteten die Erfahrungsberichte. Musikalisch an der Orgel begleitet wurden wir von Claudia Langer-Tiedemann.

Link zu "Unzertrennlich": https://www.deutschlandfunkkultur.de/irvin-d-und-marilyn-yalom-unzertrennlich-eine-grosse-100.html 

Link zu PaLuna: https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/einrichtungen/kliniken/kinderklinik/palliativversorgung 

Text: Dr. Claudia Hofrichter