Die Turmkapelle der Heilig Geist Kirche in Ergenzingen

Gottes Wirken durch die Geschichte - war der Grundgedanke für die Fenster in der Chorkapelle. Die drei Hauptfenster wollen dem Betrachter das Wirken Gottes erschließen, während das seitliche rechte Fenster von der Antwort des Menschen auf dieses Wirken Gottes erzählt.

Wir betrachten die drei Hauptfenster von oben nach unten. Das seitliche Fenster hat seinen Weg von unten nach oben.

Hermann Geyer aus Ulm übernahm die künstlerische Gestaltung der Chorfenster nach einem theologischen Entwurf des damaligen Pfarrers und Dekans Vinzenz Härle.

Das linke Chorfenster

Im linken Fenster wird uns ein Teil des Leidens vor Augen geführt, das Gottes Wahrheit von der leidenschaftlichen Liebe für Sein Volk mit in die Welt bringt.

Das Lamm Gottes

Das oberste Fenster zeigt das Lamm, Bild für Jesus Christus, der sein Leben aus Liebe für uns hingab. Um das Erbarmen Gottes zu erlangen, wurde im Judentum ein Lamm geopfert oder der „Sündenbock“ in die Wüste geschickt. Christus ist das wahre Lamm, das der Welt die erbarmungsvolle Liebe Gottes geschenkt hat.

Stephanus, der erste Märtyrer

Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Mit diesen Worten bittet Stephanus bei seiner Steinigung um das göttliche Erbarmen für seine Peiniger. Ich sehe den Himmel offen! Mit diesem Blick nach oben, ist menschliches Leben auch in letzter Konsequenz möglich.

Nazarius, mit seinen vier Gefährten

Alle Patrone unserer alten Pfarrkirche, die an diesem Ort bereits in einer Holzkirche verehrt wurden, sind den Weg des gewaltsamen Todes für die Wahrheit Gottes und den Schutz der Menschenwürde gegangen. Es waren Schutzheilige des Benediktinerordens.

Nazarius und seine vier Gefährten: Basilides, Cyrinus, Nabor und Felix.

Thomas Morus (1478-1535)

In den folgenden drei Personen werden uns Menschen gezeigt, die durch schlimmste Umstände hindurch der Stimme ihres Gewissens gefolgt sind.

Thomas Morus, der seine Familie und Stellung als Lordkanzler verlor, weil er auf die Stimme seines Gewissens hin den König von England nicht länger unterstützen konnte.

Märtyrer des 20. Jahrhunderts

Maximilian Kolbe (1894-1941) und Bischof Joannes Baptista Sproll (1870 - 1949)

Ersterer ließ sich auf die Stimme seines Gewissens hin verhaften und von der Nationalsozialistischen Diktatur für einen Familienvater im Hungerbunker hinrichten.

Bischof Sproll, dessen Seligsprechungsprozess gerade läuft, ist als Bekennerbischof in die Kirchengeschichte der Diözese Rottenburg-Stuttgart eingegangen. Wegen seiner Gewissensentscheidung gegen das nationalsozialistische Regime, lebte er für viele Jahre aus seiner Diözese verbannt. Doch er erlebte noch schwerkrank und im Rollstuhl sitzend den Fall des Nationalsozialismus und die Rückkehr in seine Diözese.

Petrus und Paulus

Das Martyrium blieb auch den Apostelfürsten Petrus und Paulus nicht erspart. Paulus starb für seinen Glauben durch das Schwert, Petrus am Kreuz. Dieses Schicksal brachte sie aber nicht in eine "Gottesferne", sondern ihrem Herrn und Freund Jesus Christus immer näher.

Das mittlere Chorfenster

Der himmlische Vater wirkt in und für die Kirche.

Die Hand Gottes

ER, der Urgrund allen Lebens, dessen Thron von Cherubim und Seraphim umgeben ist, hält alles in seiner Hand.

Christus am Kreuz mit Maria und dem Lieblingsjünger

Der Vater schenkt der Welt seinen Sohn aus reiner Liebe, die sich am Kreuz vollendet. Hier öffnet sich die Liebe des Vaters für alle, die sich unter das Kreuz stellen, stellvertretend in Maria, die dem Lieblingsjünger Johannes als Mutter anvertraut wird.

Pfingsten: die Apostel und Maria in der Mitte

Maria ist das Urbild der Kirche. Sie ist jene, der ihr ganzes Leben in und mit Gott lebt. Mit ihr zusammen die Apostel, die Jesus Christus in seine engste Freundschaft berufen hat und nun in alle Welt sendet. Durch begeisterte Menschen führt Gott seine Kirche hinein in die Welt.

Die vier Evangelisten

Matthäus - Markus - Lukas - Johannes

Gottes Führung schenkt sich den Menschen vor allem in seinem wirkmächtigen Wort: In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott mit den Menschen und lädt sie ein und verkehrt mit ihnen wie mit Freunden...

Das Konzil

Als vor 50 Jahren Papst Johannes XXIII das II. Vatikanische Konzil einberufen hat, wollte er, dass sich die Bischöfe um ein "aggiornamento", eine Verheutigung des Glaubens bemühen. Das Wirken Gottes ist vor allem spürbar im Geist der Erneuerung, der Sendung und des gelingenden Miteinanders.

Die Eucharistischen Gaben

Die Eucharistie, in Brot und Wein angedeutet, bleibt Quelle und Höhepunkt des Wirken Gottes und seiner flammenden Liebe zu uns, das in der umrahmenden Farbe rot angedeutet wird. Jesus Christus gibt sich hin für das Leben der Welt, schenkt seine Liebe und macht uns eins.

Das rechte Chorfenster

Gottes Wirken wandelt, wandelt unser Leben, wandelt Verletzungen in Kraft, wandelt Wunden in Quellen, Materie in Geist, Dunkel in Licht! Im rechten der drei Hauptfenster wird der Betrachter in das Wirken des Hl. Geistes eingeführt.

Die Taube - Sinnbild des Hl. Geistes

Die Gaben des Geistes stehen uns Menchen immer zur Verfügung, wenn wir sie erbitten. Durch das Konzil wurde die Selbstständigkeit des Christen in Glaubensfragen betont, der durch Taufe und Firmung ganz in die Nachfolge Christi hineingenommen ist. Er kann für Kirche und Welt erkennen und tun, was der Liebe Gottes entspricht.

Benedikt und Scholastika

Die Kirche in Ergenzingen war eine Gründung der Benediktiner des Klosters Lorsch, die lange hier gewirkt haben. Benedikt und Scholastika, die Geschwister und Gründer der Orden stehen für die Glaubensboten, die unseren Ort christianisiert haben.

Franz von Assisi und Elisabeth von Thüringen

"Herr sei gelobt durch Schwester Sonne". Diese Worte aus dem Sonnengesang des Hl. Franziskus prägen das nächste Fenster. Wir Menschen sind Teil der Schöpfung und dürfen sie nicht zerstören, weil wir sonst uns selbst zerstören. Der Geist eint Schöpfer und Geschöpf.

Auch Elisabeth von Thüringen gehört in die Reihe der Heiligen, "die das Ohr am Herzen Gottes hatten und die hand am Puls der Zeit" (P. Kentenich). Sie setzte sich als Landgräfin für die Ärmsten der Armen ein und ist ein Beispiel echter Nächstenliebe aus der Kraft des Geistes.

Albert der Große

Albert (ca. 1200 - 1280) war einer der großen theologischen Lehrer des Mittelalters, "doctor expertus" und "doctor venerabilis" genannt. Und er war einer der großen mittelalterlichen Naturwissenschaftlern, erfahren in Biologie, Chemie, Physik, Astronomie uvm. Er legte die Grundlage mit seinen Erkenntnissen für unsere abendländische Kultur, so sagte es Papst Johannes Paul II. in Köln.

Ein universaler Geist, der zeitlebens ein bescheidenes Leben im Gebet geführt hat.

Carlo Steeb und die betende Gemeinde

Carlo Steeb (1773 - 1856), geboren in Tübingen steht für alle Menschen, die das Wirken des Geistes durch ihre Hilfe, ihren Beistand, ihre Liebe wirksam werden lassen. 

Das Gebet ist dabei die Kraftquelle, mit der uns Gott in seinen Dienst nimmt und gleichzeitig bindet uns das Gebet immer wieder in unserem Tun an Gott. Hier ist die Quelle und der Dank, die Einheit von Kontemplation und Aktion.

Die Familie

Das unterste Bild zeigt die Familie, die Hauskirche, in der Gottes Geist-Wirken erfahren werden kann. Rechts der Mann mit der Arbeitsmappe weist auf die Welt der Arbeit hin und all die Sozialenzykliken der Päpste, die uns sagen wollen, dass der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit steht und alles, was wir tun, auf ihn hin ausgerichtet sein soll.

Das Seitenfenster rechts

Gott steht im Dialog mit uns Menschen. Sei es in der Gemeinde, in der Kirche, in der Kirchengeschichte oder Heilsgeschichte. Überall ist Gott präsent und stellt sich uns vor als "Ich bin da", "Ich bin da für Euch".

Ergenzinger Kirchen

Gott ist da, schon bevor wir ihn suchen. Mitten unter uns wohnt er. Zeichen dafür sind die Ergenzinger Kirche. Der Turm mit der Kapelle, der von der früheren Pfarrkirche stehen blieb, die heutige Ergenzinger Kirche, gestaltet als Zelt Gottes unter den Menschen, die Krönungskirche auf der Liebfrauenhöhe, das als Diözesanzentrum der Schönstattbewegung und als Provinzhaus der Schönstattschwestern seit 1952 einen festen Platz in unserer Gemeinde hat und die Waldkapelle, die als Dankesgabe nach dem II. Weltkrieg errichtet wurde.

Die Wappen sind vom Kloster Lorsch, von wo aus die Ergenzinger Gemeinde gegründet wurde und das heutige Ortswappen Ergenzingens.

Die Weltkirche

Über der Ortskirche finden wir die Weltkirche, vertreten durch die Völkerapostel Petrus und Paulus, sowie einem Bild des Petersplatzes in Rom mit dem Wappen des seligen Papstes Johannes Pauls II., zu dessen Amtszeit die Fenster eingebaut wurden. Mit den Christen aller Welt sind wir auf dem Weg zu Gott.

Die Anbetung der Weisen

Miteinander Gott finden!, wer hat uns dies nicht tiefer vorgelebt als die Weisen aus dem Morgenland. Diese Sterndeuter waren es, die getrieben von ihrem Geist und ihrem Wissendurst, den schauen wollten, der für sie der Gegenstand ihres Interesses, der Zielpunkt ihrer Sinnsuche war.

Mose am brennenden Dornbusch

Seit den Zeiten des Mose ist den Menschen vertraut, dass Gott ihre Wege mitgeht, wenn sie sich auf ihn einlassen und nach seinem Willen suchen. Der "Ich bin da" ist in unserer Mitte und führt sein Volk durch seinen lebendigen Geist.

Abraham, Isaak, und der Engel

Mit der großen Pilgergestalt Abraham erfahren wir, dass Gott nicht das Lebensopfer Isaaks wollte, dass er uns aber im Glauben alles abverlangt. Der Glaube an ihn, das Vertrauen in ihn, das sich ganz ihm schenken, damit ER groß sein und liebend handeln kann, ist uns Christen aufgegeben.

Das himmlische Jerusalem

Mit dem Bild des himmlischen Jerusalems enden die Fenster in der Turmkapelle. Die Mitte des himmlischen Jerusalems ist das Lamm, mit dem die Fenster begonnen haben, so wird dieses Bild Anfang- und Endpunkt allen Lebens, das von Gott kommt und zu ihm zurückkehrt. Dazwischen ist das große vielfältige Leben des Geistes, Leben aus der Liebe zu Gott sichtbar, wirksam und greifbar.